Nachdem ich eine goldene Flitterkrone (inspiriert von den Fränkischen und Vorarlberger Trachten)  gebaut und eine Eisenstraßen-Brautkrone (zur Eisenstraßen Tracht) gestaltet und beide Kronen im Ybbsitzer Museum "FerRum- Welt des Eisens" als Leihgabe für ein Jahr untergebracht hatte, zog es mich zur Kopfbedeckung der Frauen in den Gewerken. Also den Frauen der Hammerherren.

Die schwarzen Perlhauben, reich bestickt mit schwarzen Glasperlen und Granaten, sowie die durchscheinenden Florhauben und die prachtvoll glitzernden, wertvollen Goldhauben faszinierten mich.

Als es früher noch üblich war, die Haare beim Kirchgang zu bedecken, trugen die Frauen höheren Standes die  Goldhauben aus teurerem Material und die weniger Reichen haben die schwarzen, günstigeren, aber nichtsdestotrotz wunderschönen und reich bestickten Perlhauben und Florhauben getragen. Schon mehrmals habe ich nun gehört, dass die Hauben mit Haarnadeln befestigt wurden, die früher auch durch die Kopfhaut gestossen worden sein sollen. Das Verrutschen einer Goldhaube versuchen wir heute weniger brutal zu verhindern. Entweder man macht sie so perfekt, dass nix rutscht, weil das Gewicht genau ausbalanciert ist und die Haube genau angepasst und dem Kopfumfang entsprechend genäht wird. Oder wir befestigen einen Lockenwickler an der Innenseite, der sich dann in den Haaren verkrallt und dafür sorgt, dass nichts mehr rutscht.

Nach einem Kurs in der "Werkgruppe Klosterarbeiten"  in Oberösterreich habe ich meine erste Perlhaube in etwa 100 Arbeitsstunden gestickt und gegen Materialkosten und Kurskosten an eine Kundin abgegeben. Die selbe Kundin wünschte sich dann auch eine Goldhaube.

Also werde ich im September 2024 wieder nach Oberösterreich fahren und dort erlernen, wie man die Goldhaube macht. Nicht nur das Material unterscheidet sich, sondern auch die Art des Stickens, die Bestickung des Knaufes oder das aufwendige Zeichnen des Musters auf Papier, das man dann mühselig unter der Stickerei mit einer Pinzette wieder hervor zupfen muss.   Für eine Goldhaube rechnet man ca. 400 Arbeitsstunden. Ich freue mich schon sehr auf diese Herausforderung.

Immer wieder werde ich von jungen Leuten gefragt, ob Goldhauben irgendwas mit der Hitlerzeit zu tun hätten. Wer sich ein bisschen mit der Geschichte der Kopfbedeckungen und Goldhauben beschäftigt, wird schnell sehen, dass es die Goldhauben schon weit früher gab.  1770-1830 etwa hat sich die Bodenhaube zur Großböndelhaube und dann zur Goldhaube entwickelt. Also die Antwort ist NEIN.

Hier einige Bilder, die ich auf meinen Recherchen zur Goldhaube bei Sammlern fotografieren durfte, sowie Bilder von der Herstellung meiner ersten Perlhaube, bevor ich sie der Besitzerin übergeben habe. Viel Freude damit!