„Sowas braucht keiner!“ „Und wir bezahlen den Scheiß mit unseren Steuergeldern!“ „Kunst ist unnötig!“ Solche und ähnliche Kommentare habe ich in den letzten Tagen viele gelesen. Ausschlaggebend war die Auszeichnung der österreichischen Choreografin und Tanzpädagogin Doris Uhlich mit dem Österreichischen Kunstpreis. Ich traute mich eine Weile überhaupt nicht, irgendetwas öffentlich dazu zu sagen, denn als ich einige Tage später sah, wie ein Künstler, der einfach nur bunte Bilder malt und seine Ausstellung bewerben wollte, mit genau den selben Worten niedergemacht wurde, war mir klar, dass es ganz egal ist, WELCHE Art von Kunst man macht, es geht vielmehr darum, dass viele Menschen offensichtlich angepisst sind, dass Kunst überhaupt gefördert und gezeigt wird und alle Arten von Kunst erlaubt sind. Oder weil viele Menschen einfach nur angepisst sind. Ganz allgemein. Vielleicht hat es gar nichts mit Kunst zu tun, kann sein, dass einfach nur Freiheit, Buntheit, und Lebenslust triggern. Weil das Leben für Viele gerade überhaupt nicht frei und bunt und lustig ist. Und sie es deshalb auch bei anderen nicht sehen wollen. Mich jedenfalls triggert es, wenn Kunst als unnötig bezeichnet wird, denn wenn ich das Wort „Kunst“ höre, sehe ich Höhlenmalereien, die Venus von Willendorf, die Krone des Kaisers, Graffitis, Goldhauben, Modedesign und Kunsttherapie vor meinem geistigen Auge und alles in mir ist sich sicher: „Kunst ist wahnsinnig wichtig.“ Und vielleicht wurde der Erschaffer der Venus von Willendorf zu seiner Zeit auch für komplett bekloppt erklärt. „Der sollte lieber Mammuts jagen gehen und nicht so einen Scheiß schnitzen!“ sagten dann die anderen Steinzeitmänner.
„Kunst ist Ausdruck von Emotionen und Ideen. Sie ermöglicht Menschen, ihre Gefühle und Gedanken und Perspektiven auf eine Weise auszudrücken, die Worte oft nicht vermitteln können. Sie gibt denen eine Sprache, die sonst oft nicht gehört werden. Sie ist kulturelle Identität, ein wichtiger Träger von Tradition, spiegelt Geschichte, Religion und Bräuche wider, regt die Vorstellungskraft an, fördert kreatives Denken, kann Menschen dazu inspirieren neue Ideen zu entwickeln und Probleme auf innovative Weise zu lösen. Kunst hat oft die Kraft, gesellschaftliche Missstände zu beleuchten und Veränderungen anzustoßen. Sie kann eine Form des Protestes sein, Fragen stellen und zur Reflexion über soziale, politische und ethische Themen anregen. Sie wird in der Kunsttherapie genutzt, um emotionale Heilung und persönliches Wachstum zu fördern. Kreative Aktivitäten können Stress abbauen und das Wohlbefinden steigern. In jedem Kurheim wird auch künstlerisch gearbeitet. Kunst ist nicht nur ein Spiegel der menschlichen Erfahrung, sondern auch ein Katalysator für tiefgreifende Reflexion und Veränderung“. (sagt Chat GPT und da muss ich ihm Recht geben.)
Und schon höre ich wieder welche schreien: „Aber der Pudertanz von der Uhlich ist doch keine KUNST und schon gar nicht KULTUR! Und überhaupt, da waren Kinder im Publikum! SKANDAAAAL!“
Und in die Stille, die nach diesem Aufschrei folgt sage ich ganz leise: „Lieber sehe ich nackten Menschen beim Tanzen zu, als ersaufenden Menschen im Mittelmeer beim Sterben. Lieber zeige ich meinen Kindern echte nackte Körper, als das, was sie täglich in ihren Handys und auf Tic Toc zu sehen bekommen. Lieber sehe ich Falten und Ärsche und Bäuche, anstatt Make Up Tutorials und bearbeitete Supermodel-Bilder. Lieber spende ich mein Geld „SOS Balkanroute“, als es irgendwelchen Parteien in den Rachen zu schieben. Lieber bin ich frei und bunt und glücklich, als ein missgünstiger Misanthrop.“
Danke für`s Zuhören. *knicks*