KONSTANTE INDIVIDUALITÄT

 

 

 

Es gibt eine Konstante, die sich durch mein ganzes Leben zieht:

 

 Unterschiedliche Kulturen, Ansichten, Länder, Menschen, Hautfarben und Religionen.

 

Oder: Die Grenzenlosigkeit in allen Bereichen des Seins.

 

Als Kind waren es Reisen mit meinen Eltern. Tunesien, Griechenland, Italien, Ex-Jugoslawien, die Schweiz. Als Jugendliche hatte ich dann um die 60 Brieffreunde in der ganzen Welt, von Ghana über Neuseeland, Finnland, Polen, bis hin zu den Cayman Islands. Quer durch die Bank. Grufties, Punks, Gothics, Natives aus Amerika, dunkelhäutige Ghanesen, Häftlinge in Gefängnissen. Mit einer Freundin fuhr ich jährlich zu Reggae-Festivals, das Publikum war bunt gemischt.  Später meine erste große Reise zu nativen Freunden in Canada. Ein erstes Kennenlernen indianischer Kultur und einer enormen Spiritualität und Naturbezogenheit.

 

 

Danach wurde ich von einem Freund nach Tallinn, Estland eingeladen und lernte dort die russische Kirche kennen und verliebte mich total in sie. Der Prunk, das Gold, die Popen mit ihren langen Bärten, die Bettlerinnen vor der Alexandr Nevski Kathedral. Nach der Geburt meines dritten Kindes und dem Kindbettfieber, versprach ich meinem Neugeborenen, ihm die Welt zu zeigen. Es folgten Reisen an die Alabasterküste nach Frankreich, an die Ostsee, mehrmals nach Kroatien, Maribor in Slowenien, zwei Mal Prag, einmal Nähe Chemnitz, die Insel Korcula und viele Ausflüge innerhalb Österreichs.   

 

 

Begegnungen mit körperlich und psychisch beeinträchtigten Menschen in Heimen, Arbeit mit Kindern als Tagesmutter, Mitglied in einem Kunstzirkel und viel Kontakt zu Künstlern und verschiedenen Orten an denen ich ausgestellt habe oder mit Menschen zusammen Kunst geschaffen habe, egal ob in Eltern-Kind-Zentren, Behindertenheimen, an Schulen, in Kindergärten, usw…

 

7 Jahre lang habe ich für das Mostviertel Magazin Menschen interviewt und Berichte und Kolumnen geschrieben, sowie Buch-Rezensionen gemacht. Dabei lernte ich wieder ganz unterschiedliche Menschen kennen, die für etwas Bestimmtes eine Leidenschaft entwickelten. Gitarrenbau, Sternwarte-Betreiber, eine alte Bergbäuerin, die Klosterarbeiten herstellte, Weltreisende, Schauspieler, Künstler, Museumsbetreiber und viele mehr.

 

 

Ab 2004 dann die ehrenamtliche Tätigkeit mit den Asylwerbern in Opponitz. Organisation der jährlichen Spendensammlung und die Weihnachtsverteilung. Ausflüge mit den Kindern aus verschiedensten Ländern zum Pferdehof. Ausflüge in die Natur mit Menschen aus der Mongolei, aus Tschetschenien, Syrien, Georgien und vielen anderen Ländern. Ich machte überhaupt nie einen Unterschied. Mir war es immer schon egal, wie ein Mensch aussieht, woher er kommt oder was er macht. Ich finde alle Menschengeschichten spannend. Von jedem Menschen kann man etwas lernen. Jede Begegnung hat einen Sinn, einen Hintergrund. Grenzen existieren nur in Köpfen. Als mich ein geistig beeinträchtigter Mensch in einem Heim einmal fragte, warum ich die Wiese grün mache und warum man 5 Finger malen muss und warum die Sonne gelb und oben sein muss, habe ich zum ersten Mal über die Grenzenlosigkeit nachgedacht.

 

 

Und nun fließt diese auch in meine Arbeit in der GoldSpinnerei mit ein. Denn ich trenne die Religionen nicht, ich trenne noch nicht mal das Religiöse vom Alltäglichen oder Spiritualität von Handwerk oder Göttliches von Irdischem.   

 

Alles was einem heilig sein kann, ist es wert, geschmückt, geliebt und verehrt zu werden.

 

Natürlich ist ein Stein alleine heilig genug. Oder ein Knochen oder die Asche von jemandem, den man geliebt hat und der verstorben ist. Die Kirche hat begonnen, Dinge zu schmücken und pompös darzustellen um die Menschen dazu zu bewegen, dort hinzuschauen und hin zu gehen und ihre Aufmerksamkeit wieder der Kirche zu widmen, die eine Weile nicht so gut dastand.

 

Wenn ich Objekte schmücke, dann bringe ich Menschen dazu, hinzuschauen, nachzudenken, über die heiligen Dinge. Was ist Dir heilig? Was bedeutet Dir ein Stein, ein Knochen, ein religiöses Objekt oder ein Tier, Spiritualität im Allgemeinen? Alles ist heilig. Wir sind umgeben von Heiligkeit. Dieser Planet, das Universum, die Perfektion in allem was ist. Das Wunder des Seins.

 

 

Und in den vielen unterschiedlichen Begegnungen die ich erlebt habe, konnte ich feststellen, dass jeder Mensch seine Aufgabe hat. Davon bin ich ganz fest überzeugt. Unabhängig davon, ob es ein Millionär, oder ein Bettler ist, alt oder jung, ja sogar die Verstorbenen haben eine Aufgabe. Es passiert nichts umsonst, es gibt keine Zufälle, alles hat seine Berechtigung, seinen Sinn.  Und es liegt an uns, einem jedem Menschen den Freiraum zu geben, damit er das sein kann, was er ist. Viele Menschen haben diesen Freiraum nicht. Vielleicht weil sie arm sind, oder weil sie flüchten mussten vor einem Krieg, weil sie körperlich oder psychisch beeinträchtigt sind, weil sie krank oder gebrechlich sind, in einer Diktatur leben. Ich meine, dass es unser aller Pflicht ist, diesen Menschen zu helfen, damit sie sein können, was sie sind, ihrer Berufung folgen können. Dass die Gemeinschaft unterstützt, fördert, ermutigt, motiviert, lehrt und auch lernt. Auch aus der Geschichte lernt. Letztendlich muss Freiheit und Liebe und das Recht auf Individualität siegen. Und wenn wir es in diesem Leben nicht schaffen, dann kommen wir so oft wieder, bis es endlich, endlich geschafft ist.  

 

 

Immer noch gibt es auch viele ganz persönliche Gründe, die vermeintlich davon abhalten, zu sein, was man ist: Man möchte es jemandem recht machen, man traut sich nicht, man glaubt, davon nicht leben zu können oder keinen Erfolg haben zu können, man fürchtet einen Verlust an Ansehen und Macht. Es gibt viele Gründe, warum man seine Talente nicht lebt, seine Gaben nicht annimmt, sein Licht nicht strahlen lassen will oder kann. Hier ist es wichtig, seine Perspektive zu ändern und daran zu denken, dass ein Leben viel zu kurz ist, um es mit Dingen zu verschwenden, die nicht glücklich machen.

 

 

Die GoldSpinnerei will auch daran erinnern, dass der Moment gelebt werden will. Der goldene Moment des HIER UND JETZT, dargestellt in der Vergänglichkeit eines Schädels oder Knochen. Und letztendlich sind wir alle nur Sternenstaub, egal, wer wir im Leben waren. Was bleibt vom Alles ist das Nichts. Und daraus kann wieder Neues entstehen.