Zwischen den Welten

Momentan bewege ich mich viel zwischen den Welten. Ich habe Zeit, mir Dinge genauer anzusehen, die mich im Leben nie interessiert haben und deren Existenz ich plötzlich entdecke und neugierig erkunde. Ich erledige Arbeiten die ich lange vor mir her geschoben habe, arbeite an Dingen an die ich mich lange nicht herangetraut habe.

So habe ich mir ein Kästchen für geschenkte antike Rosenkränze gebaut, aus dem Seitenteil eines Altares, den ich auf einem verstaubten Dachboden gefunden und von einem Tischler reparieren habe lassen. Dazu habe ich die Innenwände des Kästchens gepolstert mit Kork und mit Stoffen überzogen. (Teile eines Priestergewandes aus bestickter Rohseide, das mir eine Posamentenmacherin geschenkt hat, die leider nicht mehr gut sieht und die Arbeit deshalb nicht mehr fertigstellen konnte) 

Durch die darunterliegenden Korkmatten kann ich die Rosenkränze (aber auch Medaillons) einfach mit Stecknadeln darauf feststecken.

Als ich die Rosenkränze geschenkt bekam, stieß ich ausserdem an einen sogenannten "Zehner"-Rosenkranz, ich erinnerte mich daran, so einen schonmal wo gesehen zu haben und versuchte dann so einen nachzumachen aus Rudraksha Perlen und mit einem Daumenring, der als Tragevorrichtung dient. Solche "Männerrosenkränze" kamen um 1500 auf, hatten um 1600 ihre Hochblüte und um 1700 wurden es reine Männerrosenkränze, die von der Oberschicht getragen wurden. Die zehn Perlen symbolisieren das Ave Maria, eine Paternosterperle kommt zusätzlich dazu, am oberen Ende der Daumenring und unten entweder eine Quaste, ein Schaustück oder Kreuze/ Medaillons. Ich habe nun für mich so einen Zehner-Rosenkranz gemacht und er gefällt mir ganz gut, allerdings musste ich mich erst erkundigen, was der überhaupt bedeutet, woher er kommt oder wo man  etwas zum Thema findet. Gar nicht so einfach!

 

Momentan arbeite ich ausserdem an einer Brautkrone für eine Kundin. Ich wollte schon immer mal eine Krone machen, aber ohne Grund ist das einfach zu viel Arbeit und Material- und so freute ich mich sehr über die Bestellung. Das Tüfteln am Unterbau war mehr Arbeit als die Klosterarbeiten die ich dafür hergestellt habe- und ich weiß noch immer nicht genau wie es weiter geht, aber ich werkle mich Schritt für Schritt voran und habe nun immerhin schon Vorstellungen und Ideen, die langsam umgesetzt werden. Zwei Monate Zeit, einige Telefonate und viel Schriftverkehr, Bücher durchstöbern und das Internet durchforsten haben nicht ganz den Erfolg gebracht den ich mir erhoffte, aber genug Inspiration um mich selbst heran zu wagen und einfach auszuprobieren.   Ich stelle an mich nicht den Anspruch, eine originale Krone nachzumachen, sondern ich möchte meinen eigenen Weg finden, den ich glücklicherweise mit der Kundin gemeinsam gehe, sie gibt mir die Zeit die ich brauche und glaubt fest daran, dass ich die Krone hinbekomme.

 

Könnt ihr Euch noch an den Besuch im Paradies erinnern, den ich in einem der letzten Blogeinträge beschrieben habe? Nun, mittlerweile haben wir uns schon öfter gegenseitig besucht und mir wurde das "Du" angeboten, es findet ein reger Austausch statt, so darf ich z.B. glegentlich antike Stallbethen reparieren oder der Sammler borgt sich Bücher von mir aus... Ausserdem bekam ich bei meinem letzten Besuch eine ganze Kiste voller wunderbarer Kleinode geschenkt, eben auch die antiken Rosenkränze, für die ich nun das Kästchen gebaut habe.

 

Auch sonst tut sich viel in der GoldSpinnerei, vor wenigen Tagen hab ich eine Brosche für eine Vorarlbergerin fertig gestellt, ein bestellter Schädel wartet noch auf seinen Einsatz und ich treibe mich in Facebook-Gruppen herum in denen ich Werbung für meine Werkstatt machen darf. Vor einigen Tagen fragte mich eine Frau aus Finnland, ob ich die Frau von Servus TV sei. Das hat mich besonders gefreut, es spricht sich also herum! 

Unglaublich, dass ich erst im November 2018 mit alledem begonnen habe! Meine Werkstatt platzt aus allen Nähten und ein Auftrag reiht sich an den Nächsten. Ich bin dankbar und glücklich, denn DAS hab ich mir genau SO gewünscht. :-)