UNFASSBAR! - ARBEIT DIE MAN NICHT SIEHT

 

UNFASSBAR- DIE UNSICHTBARE ARBEIT

 

 

 

Klosterarbeit bedeutet mitunter Dinge zu tun, die jemand, der sich nicht näher mit dieser Arbeit beschäftigt gar nicht bemerken würde. Steine einfassen zum Beispiel. Niemand der sich eine Klosterarbeit oberflächlich anschaut, würde bemerken, wenn ein Stein in eine fertige Einfassung geklebt wäre.

 

Ich glaube, meine erste Frage, die ich gestellt habe als ich vor zweieinhalb Jahren einer Bergbäuerin zuschaute bei der Arbeit, war: „Warum wird das nicht geklebt?“ Ganz entsetzt antworteten damals Mutter und Tochter wie aus einem Mund: „Geklebt wird nicht!“

 

Da war mir klar, dass es bei der Klosterarbeit um die Details geht. Es wird mit Drähten eingefasst, mit Fäden angenäht und mit feinster Detailarbeit werden Kleinigkeiten gemacht, die kein Mensch registriert, der nicht ganz genau hinschaut.

 

Steine einfassen ist eine Arbeit die ich nicht gerne mache. Das liegt schon daran, dass die Drahtstücke nur wenige Zentimeter lang sind, meine Finger zu dick für diese Arbeit, meine Geduld zu wenig und meine Genauigkeit zu wünschen übrig lässt, was dieses Detail betrifft. Um es auf gut Österreichisch zu sagen: „Es hunzt!“ Und WIE es hunzt! Diese Millimeter kleinen Schlingen die gelegt werden müssen und die etwa hundert Umwicklungen von vier Drähten mit Haardraht, den die Augen kaum sehen.... Dazu braucht man gutes Licht, gute Nerven, gute Augen, Geduld und den Ehrgeiz etwas zu machen, das nie jemand sehen wird.

 

Bis heute lockt mich bei dieser Arbeit der Kleber, den ich natürlich NICHT verwende, „weil man das nicht tut“ Und ich denke dabei an die vielen Frauen und die vielen Klosterbrüder, die das ohne Kleber gemacht haben. Manchmal meine ich ja, der Ausdruck „unfassbar“ käme von dieser Arbeit. Es ist wirklich unfassbar, was man sich dabei antut. Für nix.

 

Für Ruhm und Ehre unter den Kollegen die das auch so machen, weil mans halt so macht.

 

Steine einfassen ist für mich das Höchste und ich bewundere jeden Menschen der diese Fuzzeldinger schön rund und gleichmässig gewickelt hinbekommt, ohne dass der Stein am Ende doch wieder rausfällt weil`s zu locker geworden ist.

 

Ein einziges Mal habe ich ein Bild in starker Vergrößerung auf Instagram gepostet und wurde gleich von einer Kollegin gerügt, dass es nicht gut genug gewickelt sei, weil man die darunter liegenden Drähte teilweise noch sehen würde.

 

Mit freiem Auge konnte man das übrigens gar nicht sehen, nur in starker Vergrößerung. Seither schaue ich meine Einfassungen mit anderen Augen an und finde Fehler, die niemand sonst sieht. Und Fotos davon mache ich nur noch unscharf. Und nicht mehr vergrößert. Und überhaupt. Wieso klebt man das nicht einfach? Grummel