Fortbildung- Drahtwickelkurs in Muggendorf bei Pernitz

 

Seit Wochen weiß ich schon von diesem Kurs, den ich machen wollte. Und die ganze Zeit dachte ich, der würde in der Steiermark stattfinden. Ich war noch nie in Muggendorf bei Pernitz, nicht einmal die Gegend rundherum kannte ich. Und ich muss nun sagen, ich hab echt was verpasst. Aber von Vorne: Muggendorf und Pernitz, das findet man in Niederösterreich. Ich fahre also westlich in die Steiermark rein und östlich wieder raus. Vorbei an der kalten Kuchl und Rohr im Gebirge und dann bin ich fast bei Wiener Neustadt. Dort fand also der Kurs statt. Und sollte jemals jemand eine wirklich geile Gegend sehen wollen, dann fahrt mal von Mariazell nach Pernitz. Und ganz besonders durch GUTENSTEIN. Unfassbar, was für eine wunderschöne, wilde, kurvenreiche, felsige Landschaft, mit Wäldern und Bächen und weit abseits von Menschen das ist. Ich war total verzaubert und auch meine Freundin, die mit mir den Kurs besuchte und mit mir mit fuhr, war begeistert. Wirklich traumhaft! Ich muss unbedingt diese Strecke nochmal fahren und mir viel Zeit nehmen für alles, was es da zu sehen gibt. Kirchlein und Kapellen, Bachläufe und von Bibern angefressene Bäume, das Kameltheater, eine Ruine, sumpfige Landschaften und Serpentinen, Wildgehege und vieles, vieles mehr...

 

Gut. Wir sind um 8 Uhr in der Früh losgefahren und haben fast drei Stunden nach Muggendorf gebraucht. Dort wollten wir in „Mras Wollwerkstatt“- ein kleines, feines Häuschen, mitten in einem großen Pferdehof. Und dort erwartete uns die „Suna y LaLuna“. Ich kannte sie bisher ja nur aus dem Internet und wusste, dass sie tolle Makramee- Sachen macht, unter Anderem hat sie mir einmal einen Bärenzahn eingefasst mit dieser Knotentechnik. Ausserdem macht sie Schmuck: Anhänger, Ringe, Armbänder. Wunderschön, aus Draht, den sie genauso zu knoten und knüpfen scheint, wie die Makramee-Arbeiten. Gedreht, geknotet, gewickelt, um Steine herum, geflochten, in verschiedensten Formen und Ausführungen. Bezaubernd. Und ich wollte für meine GoldSpinnerei lernen, wie man solche Armreifen macht, bzw. kann ich mit der selben Technik dann eventuell auch Haarreifen herstellen, allerdings überleg ich mir das noch,d enn die Arbeit habe ich masslos unterschätzt. Di ckerer Draht wird mit dünnerem Draht kunstvoll umwickelt, und sobald ich wusste, wie es rein theoretisch funktionieren würde, kam die Aufgabe dazu, die vielen Drähte nicht so verkrampft zu halten und darauf zu achten, wie weit man schon gezählt hat. Meine Hauptaufgabe an diesem Tag schien zu sein, mich nicht ablenken zu lassen um beim Zählen nicht unterbrochen zu werden. 50 Umwicklungen über den unteren Draht, zwei Umwicklungen über alle beide Drähte, fünfzig Umwicklungen wieder unten, usw... Schlaufen biegen, aber flach bleiben, Drähte mit Zangen von oben nach unten, zu Ringerln und dann abzwicken, noch engere Ringerl biegen, die da drüber und die anderen da drunter, rechts über links, dann dagegebenbiegen, und dann weitermachen mit den oberen Drähten, die wieder anders umwickelt werden, am Schluss ein laaaanges Stück nochmal umwickeln und umbiegen und dann da rein stecken, usw...

 

Voll konzentriert haben wir bis 18 Uhr am Abend gewerkelt und man spürte schnell im Rücken und in den Händen und Armen, wenn man keine gute Haltung dabei hatte. Die Drahtrolle wurde zwischen den Knien eingezwickt, die Hände werkelten, der Kopf rauchte. Und Suna war sehr geduldig mit uns. Und immer wieder erklärte sie ganz ruhig, wohin man nun wickeln muss, auch wenn man`s grade schon drei Mal gemacht hat und beim vierten Mal wieder nicht wusste, ob der Draht wenn man ganz unten ist nun nochmal rumgewickelt werden muss oder gleich rauf auf die anderen Drähte... Meine Güte, war ich begriffstutzig. Jeder Fehler ist auch sichtbar am Armband, aber es war ja auch das erste Stück, und stolz bin ich nun trotzdem drauf, weil ich weiß wieviel Arbeit dahintersteckt. Und die Haarreifen die ich geplant habe sind irgendwie grad in weite ferne gerückt. Lach

 

Trotzdem habe ich viel Draht mitgenommen zum üben und will mich später an Silberdraht wagen und damit noch Armbänder machen.

 

DANKE, liebe Suna, für Deine Ruhe und Geduld mit uns! Es war ein toller, spannender, lehrreicher und schöner Kurs, und ich werde ganz sicher auch zum Aufbau- Kurs wieder kommen!

 

Bei wunderschönem, sonnigen Wetter sind wir Abends den Rückweg wieder angetreten, haben Schneeberge gesehen und dann wieder die Kirche in Mariazell, den Erlaufsee bei Abendrot und Sonnenuntergang. Und in der Dunkelheit sind wir dann zu Hause gelandet mit vielen, vielen Eindrücken.